Gezähnt und vernetzt = gut informiert
Glauben Sie uns: es gibt kein bezahlbares Hobby, das umfassender und informativer ist als die Philatelie. Wir, die gemeinhin als Briefmarkensammler belächelten Zeitgenossen, repräsentieren fast 10% der Bevölkerung. Wir lieben die schönen Dinge und schauen oft über den Zaun in andere Sammelgebiete hinein. Zusammen mit den Münzen- und Ansichtkartensammlern stellen wir sogar ein Viertel der Bevölkerung. Wir brauchen uns also nicht hinter Albenseiten mit Lupe und Pinzette bewaffnet zu verstecken.
Wir sammeln Eulen und Igel, Gemälde und Elefanten, Europa-Themen und die ganze Pflanzenwelt und noch andere trendige Themen, natürlich alles auf Briefmarken, Briefen und Postkarten, und manchmal dazu auch noch passend Figuren für die Vitrine daheim. Und wenn uns das nicht reicht, dann ergänzen wir unsere thematischen Sammlungen halt noch mit Ansichtskarten, Münzen und Geldscheinen.
Die Jugend von heute ist neugierig und überall vertreten, wo es etwas Sammelnswertes zu entdecken gibt, bei ebay ebenso wie auf Flohmärkten. Sie bekennt sich zu 90 Prozent zum Sammeln. Aber sie beginnt meist nicht mehr mit dem Sammeln von Briefmarken sondern von Fantasy-Bildern und Überraschungseiern, Spielzeug oder Schallplatten. Vor 150 Jahren gab es so etwas kaum, aber Briefmarken kamen mehr und mehr in Umlauf, da das Postaufkommen mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und mit dem Bedarf der Bevölkerung an schriftlicher Kommunikation stetig zunahm. Was lag für die damalige Jugend näher als Briefmarken zu sammeln. Mit der Zeit kamen dann Kataloge und Sammelzubehör auf den Markt. Das Sammeln wurde systematischer und vor allem salonfähig. Selbst Könige wie Georg der V. von England, Carols von Rumänien und Zar Nikolaus der II. von Russland waren sich nicht zu schade für das Sammeln von Briefmarken.
Das Zusammentragen und Erforschen von Briefmarken aus aller Welt, einzeln, gestempelt oder auf Brief, bietet uns auch im Zeitalter der elektronischen Kommunikation nach wie vor ein riesiges Betätigungsfeld. Während es vor 100 Jahren noch machbar war, weltweit zu sammeln, müssen sich die Sammlerinnen und der Sammler von heute auf wenige Länder, Themen und Erhaltungsformen beschränken, denn zu groß ist das Angebot an Emissionen. Spezialisierung aber erfordert Kenntnisse, — oft nur erhältlich durch Fachliteratur und informellen Austausch mit Gleichgesinnten. Wer zum Beispiel die Postgeschichte erforschen und Belege dazu sammeln möchte, der muss auch mal in Archiven und Bibliotheken nach Postvorschriften suchen, muss sich mit Fachvereinen (Arbeitsgemeinschaften) in Verbindung setzen und informelle Kontakte zu Sammlern, Händlern und Berufsphilatelisten pflegen. Da das Sammelobjekt der Begierde vom Spezialisten nur noch selten im Papierkorb gefunden wird, hilft diesem bei der Suche nach Sammlungsstücken und dem Erwerb von Briefmarken oder Briefen oftmals nur der Besuch von Tauschtagen, Börsen und Auktionen.
Der fortgeschrittene Sammler sucht Seltenes — Marken zu einem begrenzten Gebiet mit Druckabweichungen, Plattenfehlern, bedruckten Randstücken, Farbvarianten, besonderen Wasserzeichen, Überdrucken und Stempeln. Der Liebhaber von Belegen, das sind nicht nur portogerechte Briefe und Postkarten, sammelt gerne auch Ersttagsblätter, Sondereditionen, Ersttagsbriefe oder Numisbriefe. Der Thematiksammler bevorzugt alles an postalischen Objekten, die zu seinem Sammelschwerpunkt inhaltlich passen. Wieder ein anderer sucht beförderte Flugpostbelege aus den Pioniertagen des Luftverkehrs, als Zeppeline und große Dampfer mit Katapultstartrampen mittels kleiner Flugzeuge versuchten, die Post schneller über die Weltmeere zu befördern. Und wer sich für Zeitgeschichte interessiert, der weiß, wie spannend Feldpost aus den beiden Weltkriegen sein kann oder er sammelt Objekte aus den Nachkriegszeiten mit teils seltenen Briefmarken-Provisorien und zu den Problemen im damaligen Postverkehr. Viele von uns interessieren sich für die Hinterlassenschaften unserer Geschichte. Als sogenannte Heimatsammler gestalten sie ihre Sammlungen und Ausstellungsrahmen vor allem mit Briefen oder Ansichtskarten. Auch Münzen, Dokumente und Poststempel aus der Region werden von ihnen gesucht.
Auch wenn sich im Laufe der Jahrzehnte die Moden und Sammelthemen ändern, denken Sie nur an die Telefonkarten, das Briefmarkensammeln bietet immer noch den klassischen Einstieg in die große Sammelwelt der kleinen Objekte. Und auch wenn die Jugend von heute nicht mehr den direkten Weg dahin wählt, so ist doch festzustellen, dass mit zunehmendem Alter und einem geregelten Einkommen in mittleren Jahren der Einstieg in das Hobby gesucht wird. Dabei sind Vereine wie der unserige eine große Hilfe, man möchte sogar sagen: Wir als Verein unter dem Dach des Bundes Deutscher Philatelisten (BDPh) sind alternativlos für ein erfülltes Sammlerleben.